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K3: Kommunikationskonzepte für den Krisen- und Katastrophenfall

Motivation und Ziel

Im Katastrophenschutz wie auch auf Großveranstaltungen müssen Einsatzkräfte dynamisch auf Basis einer Vielzahl an Informationen Entscheidungen treffen. Die immer schneller fortschreitende Evolution der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erlauben innovative Anwendungsszenarien, die zunehmend für den Krisen- und Katastrophenfall an Bedeutung gewinnen. In diesem Kontext können Social Media entscheidungskritische Informationen bieten und sollten daher Bestandteil eines modernen Kommunikationskonzeptes sein. Smartphones, als alltägliches Kommunikationsmedium mit multi-sensorischer Ausstattung, sowie die zunehmende Durchdringung unserer Lebens- und Arbeitsumwelt mit vernetzter Technologie bieten neue Anwendungsmöglichkeiten zur Unterstützung der Einsatzkräfte. Ziel des gemeinschaftlichen Forschungsprojektes K3 war es daher ein Krisenkommunikationskonzept zu entwickeln, das organisatorische und technische Komponenten systematisch integriert. 

IKT-Potenzialanalyse

Mithilfe von begleitenden Beobachtungen und einer Delphi-Studie untersuchte das Seminar für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement die Potenziale und Herausforderungen des IKT-Einsatzes im Krisen- und Einsatzmanagement. Von besonderem Interesse waren:

  • die Möglichkeit der innovativen Kombination unterschiedlicher IKT-Lösungen,
  • IKT mit einer hohen Nutzerdichte in der Bevölkerung, wie z.B. Smartphones, und ihr alternativer Einsatz als Sensor oder Sender für Informationen im Krisenfall,
  • die Informatisierung und Vernetzung der (Alltags-)Welt durch IKT, z.B. durch das Internet der Dinge.

Die Evaluierung der Potenziale erfolgte sowohl problemorientiert als auch technologiegetrieben. Durch eine problemorientierte Betrachtungsweise konnten die Anforderungen und Bedarfe der Endanwender fokussiert berücksichtigt werden. Auf Basis von Anwendungsfällen wurden Innovations- und Verbesserungspotenziale evaluiert, die durch moderne IKT bewirkt werden können. Eine technologiegetriebene Betrachtungsweise zeigte parallel dazu Potenziale auf, die durch technologische Entwicklungen entstehen. Dabei wurden bestehende und neuartige Technologieentwicklungen im Hinblick auf verbesserte und neuartige Dienste für das Krisenmanagement untersucht, beispielsweise wie die Endgeräte der Einsatzkräfte sinnvoll mit neuen Funktionalitäten für Rückmeldung und Alarmierung ausgestattet werden können.

Durch die Einbeziehung und Befragung von Experten aus den projektbeteiligten Hilfsorganisationen konnten so neue, potenzielle Anwendungsszenarien auf Basis bestehender als auch neuer IKT gewonnen werden, mit dem primären Fokus auf den Sanitätswachdienst und Katastrophenschutz. Zudem konnten innerhalb der untersuchten Herausforderungen, die damit verbundenen Treiber als auch Grenzen und Hürden identifiziert werden.

Systemkonzept, Integration und Demonstrator

Weiterhin war das Seminar im Rahmen des gemeinschaftlichen Forschungsprojektes für die Konzeption und Koordination der Entwicklung, Integration und Evaluation des Demonstrators verantwortlich, der die Softwarelösungen der Entwicklungspartner miteinander verknüpft, priorisierte Informationen effektiver bereitstellt und neue Datenquellen integriert, um bewährte Abläufe der Hilfsorganisationen im Krisen- und Katastrophenfall besser zu unterstützen. Anwendungsnähe, Funktionalität und Praxistauglichkeit des Demonstrators standen dabei im Mittelpunkt.

Der Demonstrator konnte in einer groß angelegten Einsatzübung unter realen Einsatzbedingungen von den zukünftigen Anwendern erfolgreich getestet werden. Das finale Systemkonzept erlaubt eine integrierte Sicht auf die IKT-gestützten Lösungen und besteht aus folgenden Komponenten:

  • Webbasiertes Portal mit angebundenem Identitätsmanagement zur Integration der verschiedenen, entwickelten Teillösungen. Diese Lösung wurde durch den Praxispartner Materna umgesetzt.
  • Helfer-App zur Unterstützung der Koordination von spontanen, ungebundenen Helfern bei Katastrophenfällen, wie z.B. Überflutung, Sturm, etc. Die Helfer-App wurde durch den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Soziale Netzwerke, der Universität Bamberg realisiert.
  • Social Media Observer zur Analyse und zum Monitoring von sozialen Medien zu bestimmten Ereignissen in Echtzeit, entwickelt vom L3S-Research Center (Universität Hannover).
  • Nutzung eines 2-Wege-Pagers mit Rückkanal und Anbindung an eine Lagemeldungsanwendung zur Verbesserung der Lageermittlung und -bewertung durch die Einsatzleitung. Umgesetzt wurde diese Lösung durch den Praxispartner e*message.
  • Visualisierung von Informationsflüssen in Echtzeit, angewendet auf die Sprachverbindungen im Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Die Realisierung wurde vom Fachgebiet Software Engineering der Universität Hannover durchgeführt.

Projektpartner

Publikationen

Lee, N., Hirschmeier, S., Müller, S., & Luz, L. (2017). Enablers in Crisis Information Management: A Literature Review. Proceedings of the 50th Hawaii International Conference on System Sciences, 274-283.

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